Vor allem während Tarifrunden dreht sich in tariflosen Betrieben oft die Stimmung. Der jährliche Verzicht auf das Tarifplus bedeutet: Beschäftigte haben spürbare Einkommenseinbußen. Im Kfz-Handwerk beispielsweise, wo bald die nächste Tarifrunde startet, verdient ein Arbeitnehmer ohne Tarif im Schnitt 23 Prozent weniger als Beschäftigte in einem tarifgebundenen Unternehmen. Die Differenz zeigt: Nur mit Tarifvertrag geht es im Betrieb gerecht zu. Hat sich diese Erkenntnis durchgesetzt, ist der erste Schritt gemacht.
Tariffreie Zone adé
Ein tarifloser Zustand muss kein Dauerzustand bleiben. Die Beschäftigten haben es selbst in der Hand, die ungerechte Situation zu ändern. Als zweiten Schritt empfehlen wir deshalb: Kontakt mit der IG Metall vor Ort aufnehmen und einen Gesprächstermin vereinbaren. Die IG Metall hilft dabei, das Thema Tarifvertrag im Betrieb anzugehen.
Der dritte Schritt: Gewerkschaftsmitglied werden und weitere Mitglieder gewinnen. Denn für das Aushandeln von Tarifverträgen braucht die IG Metall ein „Mandat“. Sie kann nur für ihre Mitglieder verhandeln. Dabei gilt nach wie vor die alte Faustregel: Je mehr, desto stärker und durchsetzungsfähiger. Je mehr Beschäftigte sich für einen Tarifvertrag einsetzen und die IG Metall dabei unterstützen, desto größer die Chance, einen guten Tarifvertrag durchzusetzen.
Tarifkommission: Ohne die Beschäftigten läuft nichts
Tarifverträge entstehen demokratisch. Es sind die Beschäftigten im Unternehmen, die entscheiden, welche Themen sie mit einem Tarifvertrag regeln wollen. Haben sie sich dazu entschlossen, kommt im vierten Schritt die Tarifkommission ins Spiel. Sie wird von den IG Metall-Mitgliedern gewählt, beschließt die Forderung und gestaltet den Prozess der Verhandlungen. Die Mitglieder der Tarifkommission bilden auch die Verhandlungskommission, die mit dem Arbeitgeber den Tarifvertrag aushandelt.
Der Weg zum Tarifvertrag
Nicht immer stehen Arbeitgeber Tarifverträgen zustimmend gegenüber. Manchmal müssen Chefs von der guten Sache überzeugt werden. Deshalb sind Beschäftigte gut beraten, sich auf Gegenwind einzustellen und im fünften Schritt zu prüfen: Sind wir schon stark genug? Belegschaften sollten in der Lage sein, gegebenenfalls mit Aktionen und Warnstreiks Druck aufzubauen, um der Geschäftsleitung zu signalisieren: Wir stehen zu unseren Forderungen und wollen gute Tarifstandards durchsetzen.
Im sechsten Schritt erfolgen die Tarifverhandlungen. Bei einem Firmentarifvertragverhandeln IG Metall und ihre Verhandlungskommission direkt mit dem Arbeitgeber, bei einem Flächentarifvertrag ist der Verhandlungspartner der Arbeitgeberverband.
Kommt am Verhandlungstisch ein Ergebnis zustande und die Tarifkommission hat diesem zugestimmt, steht am Ende der Tarifvertrag. Kommt kein Ergebnis zustande, dann müssen die Arbeitnehmer etwas nachhelfen und Druck aufbauen. Aktionen oder Warnstreiks sind oft notwendig, um die Arbeitgeber zu einem (besseren) Angebot zu bewegen. Liegt von ihnen dann endlich eins auf dem Tisch, das zu einem Verhandlungsergebnis führt und dem die Tarifkommission zustimmen kann, haben die Beschäftigten ihren Tarifvertrag durchgesetzt.
Aber: Der beste Tarifvertrag bringt nichts, wenn er zwar auf dem Papier steht, aber nicht umgesetzt und im Betrieb gelebt wird. Deshalb braucht es im Betrieb eine Instanz, die darauf achtet, dass Tarifverträge eingehalten werden. Das macht der Betriebsratauf Grundlage des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG). Der Paragraf 80 definiert seine allgemeinen Aufgaben, wie etwa „darüber zu wachen, dass die zugunsten der Arbeitnehmer geltenden Gesetze, Verordnungen, (…), Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen durchgeführt werden“.
Wer im Betrieb gute Arbeit und mitbestimmen will, braucht einen Betriebsrat. Falls Sie noch keinen haben, dann wählen Sie einen. Die IG Metall vor Ort informiert, berät und unterstützt gerne.